Ahmad aus Damaskus (SYR)

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Jusstudent

Verlieren akzeptiere ich nicht als Teil des Schachspiels. Es raubt mir den Schlaf wenn ich verliere.

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Ahmad (links) mit Bruder Riad

Mein erster Gegner war Abrahim, wir waren beide 12 Jahre alt und spielten nach der Schule bei ihm zu Hause. Beide wollten wir hauptsächlich gewinnen, das war uns wesentlich wichtiger als dazu zu lernen.

Der Gewinner sagte im Anschluss immer so Sachen wie: “Habe ich mal wieder Glück gehabt“, „Hättest auch du gewinnen können“, „Du hast sehr gut gespielt, es war eine harte Partie für mich“, und so weiter. Der Verlierer verhielt sich leise und lächelte höflich aber deutlich gequält, war innerlich aufgelöst vor Wut. Beide wussten das.

Später spielte ich mit meinem Bruder Riad und mit einem Bruder kann man nach einer Verlustpartie einfach raufen, das ist sehr erfrischend.

Noch immer mag ich nicht verlieren. Jedes Mal wenn ich eine seriöse Partie verliere überlege ich zwei oder drei Minuten ernsthaft, nie wieder zu spielen.

Martin aus Wien (A)

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Projektentwickler

In der Schule hat mir nichts gut gefallen und zu Hause erst recht nicht.

Martin aus Wien

Als mein Vater mit mir Schach spielte, kam es vor, dass es mich auf einmal langweilte und ich darauf hin das Brett mit zwei Händen gegriffen und umgeworfen habe.

… Ja eh, vielleicht hat es den anderen mit mir nicht gut gefallen, ich vermute ich war ein anstrengender Bursche … Einige klare Grenzen hätten mir gut getan.

Später lernte ich, eleganter auf Situationen zu reagieren.

In meinen Kinderaugen war ganz Wien nicht besonders lebenswert. Am Land gefiel es mir viel besser, bei der Oma und so.

Meine Wiener Welt änderte sich in dem Moment, in dem ich in der Schulbank einen indonesischen Buben namens Jenari als Nachbarn bekam. Es waren Indonesiens heißeste Wirtschaftswachstums Zeiten, vor allem wegen des Gas und Öl Exports, sein Vater hatte deshalb einen Job in Wien.

Jenari und ich wurden schnell Freunde. Nach der Schule habe ich jede Menge Zeit bei ihm zu Hause verbracht und unter Anderem Schach gespielt. Ich wurde wie ein eigenes Kind aufgenommen. Durch diese herzliche Gastfreundschaft war es für mich ein echtes Daheim.

Odd aus Trondheim (N)

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Musiker, Sozialarbeiter, Priester

1831 wurden am Strand der schottischen Isle of Lewis 78 Schachfiguren entdeckt.

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Odd aus Trondheim

An Ihnen ist vieles spannend: es sind romanische Elfenbeinschnitzereien, es sind die ersten bekannten Figuren bei denen die Elefanten durch Bischöfe (Läufer) ersetzt wurden UND sie wurden höchstwahrscheinlich in Trondheim, meiner Heimatstadt, hergestellt.

In der Kirche wo ich diene dürfen Obdachlose schlafen und zur körperlichen Stärkung bekommen sie Suppe und Brot. „Was ist mit der geistigen Stärkung?“, dachte ich. Seit neuesten spielen wir Schach, am rege besuchten, weil mitten im (Einkaufs-)Zentrum gelegenen Vorplatz, was großartigen Anklang findet.

Es ist egal, ob man wohnt oder eben nicht, Schach wird gespielt. Und wenn man den Priester besiegt, gibt es immer einen Pokal!