Sero aus Jerewan (ARM)

Veröffentlicht am

Security Hauptbücherei Wien

Du kannst Schach zum Vergnügen spielen, du kannst es aber auch zum Lebensinhalt machen.

Sero aus Isfahan

Nachdem mein Vater mir als sechsjähriges Kind das Spiel beigebracht hatte, war er bald chancenlos gegen mich. Ein wenig später wurde Schach im Iran für sieben Jahre verboten. Als ich fünfzehn war, sind wir nach Armenien, in die Hauptstadt Jerewan gezogen. Für mich ein neues Land, für meine Eltern war es ein Heimkehren.

Schach ist trotz des Verbotes mein Traumspiel geblieben. Ich dürfte mit Talent begnadet sein, denn ein Erfolg jagte den anderen. Dadurch investierte ich auch sehr gerne viel Zeit: Dreimal die Woche vier Stunden Schachschule, dazu wöchentlich ein bis zwei Turniere, Bücher studieren und weitere Übungspartien.

Einmal durfte ich an einem Uhren-Simultan mit Artashes Minasian teilnehmen. 12 starke Spieler nahmen es gegen ihn auf. Den letzten 4 Gegner* – die anderen 8 Partien, inklusive meiner, hatte Minasian bereits gewonnen – kam die glorreiche Idee, ihn zusätzlich körperlich heraus zu fordern: Es drückte immer der Spieler die Uhr, der am weitesten weg saß. Minasian kam richtig ins Schwitzen und wir Zuschauer nicht mehr aus dem Lachen heraus!

* __die letzten 4 Gegner____
GM Tigran L. Petrosian
GM Arman Pashikian
GM Zaven Andriasyan
GM Levon Babujian

Sero
Sero, der freundlichste Security von Wien …

Sero
… am Tag der Sprachen 2019 in der Hauptbücherei

Iradj aus Teheran (IRN)

Veröffentlicht am

Kapitän, Schiffsingenieur

Denken macht Spaß und das Hirn braucht Bewegung, genauso wie allen anderen Körperteile auch.

Iradj aus Teheran

Als Kind habe ich zur Unterhaltung Schach gespielt. Mit Verwandten, ohne Ernst, nur zum Vergügen. In Teheran sind Schachtische in Parks üblich, wo es mit einem Tee dazu auch gemütlich zugeht.

Mit 20 schickte mich die Marine zum Studieren nach Italien, wo ich auf der Accademia Navale zum Kapitänleutnant ausgebildet wurde. In den Jahrzehnten am Schiff die folgten, bin ich kaum zum Schach spielen gekommen. Der persische Golf ist weit von Teheran entfernt, oft und lange kam ich nicht nach Hause. 1980 entschied mich wieder nach Italien zu gehen, diesmal nach Neapel, um Schiffsingenieur zu studieren. Während des vierjährigen Studiums kam ich manchmal wieder dazu, eine Partie Schach zu spielen.

Erst in Wien habe ich begonnen intensiver Schach zu spielen und es auch mehr zu studieren. Im Moment lese ich vier persische Schachbücher und lerne im Internet. Das wichtigste bleibt aber, eine gute Zeit zu haben. Die habe ich immer, wenn ich mit meinen Schachfreunden vom Schachklub Cobenzl zusammen bin. Sie sind alle meine Freunde geworden. Für mich ist der Schachklub das Schönste an Wien, genau sowie die Schachveranstaltungen von Chess Unlimited. Kineke war es übrigens auch, die mir den SK Cobenzl vorgestellt hat!

Jay aus Seoul (ROK)

Veröffentlicht am

Schülerin

In 2016 – damals war ich 9 Jahre alt – habe ich das erste Mal beim Vienna Chess Open mitgespielt.

Jay aus Seoul

Jetzt, drei Jahre später und 12 Jahre alt, bin ich wieder dabei. Wusstest du, dass wir in Korea das Alter der Menschen anders zählen? Wir fangen bei der Geburt mit Eins an. In Seoul bin ich jetzt schon Teenager.

In 2016 fand ich es megacool in der traumhaften Stadt Wien zu sein. Ich konzentrierte mich auf alles, nur nicht auf mein Spiel. Heuer habe ich es geschafft meine Aufmerksamkeit gleichermaßen auf die Spiele, wie auf das Sightseeing zu verteilen. Ich bin mit meiner Performance zufrieden.

Die Konzentration auf das Schach, während den letzten Runden, wurde durch äußere Umstände erschwert: Das C-Turnier wurde vom Wiener Rathaus ins Wiener Schachhaus verlegt. Das ist eigentlich ein Container, am Parkplatz des Fußballstadions. Im Stadion spielten Rammstein. Die machen Starkstrommusik. So stark, dass bei uns das Licht ausging.

Ich helfe meiner Mutter oft und gerne in ihrer Schachschule. Sie ist zentral in Seoul gelegen, zu Fuß zehn Minuten von unserer Wohnung entfernt. Ich kann Übungen aufbauen, die Kleinsten coachen, Schiedsrichtern. Eigentlich könnte ich die Schule schon jetzt übernehmen und führen!

Wir sind ein gut eingespieltes Team. Sie hat akzeptiert, dass ich aus Spaß Schach spiele. Es gibt außer Freude kein (ELO-)Ziel, das ich erreichen möchte.

__________________________
+ Interview mit Jay in August 2016
+ Mama Hyunju Lim ist Spielpädagogin und setzt auf eine Kombination von Schach und Lego

Jay mit Gruppe unterwegs

Joachim aus München (D)

Veröffentlicht am

Datenbankmanager

Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich – von Geschichte fasziniertes Münchner Kindl – nach Wien ziehe.

Joachim aus München

Wenn du Geschichte liebst, kommst du um Wien nicht herum, wenn du schachaffin bist schon gar nicht. Die Geschichte des königlichen Spiels ist aufs Engste verknüpft mit jener des Wiener Kaffeehauses; urbane Orte wo alle Welt zusammenkam. Genau das wollte ich auch: im Wiener Kaffeehaus sitzen und Schach spielen!

Meine Kindheit in der siebenköpfiger Münchner Vorstadt-Familie war liebevoll und schön. Es spielte zwar niemand Schach, aber, es gab immerhin ein Schachbuch: Rudolf Teschner’s „Lehrbuch des Schachspiels“. Seit meinem 12. Lebensjahr habe ich es immer wieder fasziniert und lernwillig zur Hand genommen.

In der Arbeit fand ich einen Kollegen, der die Feierabende gerne schachspielenderweise mit mir in der Kantine genoss. Dazu gesellte sich ein Kiebitz, ausgerechnet ein Bulgare! Überzogen gesagt sind alle Bulgaren, spätestens seit Veselin Topalov, schachverrückt und schachtrainiert. Bald übernahm der kiebitzende Bulgare die Hälfte der Figuren und gewann von da an alle Partien.

Vor einem knappen Jahr habe ich schlussendlich das vertraute München verlassen und bin zum Wahlwiener geworden. Kurz danach fand ich einen wunderbaren Schachklub und seitdem war ich, bis auf einem einzigen Mal, bei jedem Klubabend dabei. Ab Herbst werde ich mich auch an der Meisterschaft beteiligen.

_____________
Joachim schaut gerne Geschwätzblitz mit Nikolas & Melanie Lubbe und schreibt, zwar nicht über Schach, aber zizerlweis fantastisch.

Anton aus Augsburg (D)

Veröffentlicht am

Archäologe im Archiv

Sozialisiert wurde ich definitiv im Schachverein.

Anton aus Augsburg

Auf die Idee, schöne Holzfiguren über das karierte Brett zu schieben, kam ich durch den schachspielenden Freund meiner kleinen Schwester. Nach einige Partien gegen ihn verschlug es mich in den
Schachclub Neustadt an der Donau.

Dort freundete ich mich sofort mit der Jugend an, bald unternahmen wir weit mehr als Schach spielen, waren unterwegs, gingen spät nächtends zum Schnitzelwirt. Lauter neue Erfahrungen. Gleichzeitig entstand eine besondere Freundschaft mit dem Rentner Gerhard.

Gerhard kümmerte sich enorm um den Verein und um uns, die Jugend. Wir verstanden einander besonders gut, ich liebte es, dass er mich wie einen Erwachenen behandelte, auf Augenhöhe. Das führte auch dazu, dass er mir ab und zu mal ein Glas Whiskey hinstellte 🙂

Schach ist für mich ästhetischer Genuß. Wenn die Spielstätte auch hübsch ist, ist es besonderes fein. Ich erinnere mich an die Partien meiner Studentenzeit in Wien, in Café Museum oder auch beim
Vienna Chess Open im Festsaal des Rathauses.

Außerdem mag ich den sportlichen Faktor, den Wettkampf, sowie das Zusammensitzen mit anderen Schachverrückten. Mega verrückt.

Von wegen verrückt: Meine Passion, neben dem Spiel, ist das kilometerweite Wandern. Heute ging ich von Perchtoldsdorf nach Hernals. Die Strecke von Passau nach Wien (320km) habe ich auch schon mal zu Fuß absolviert.