Liselotte aus Zeiselmauer (A)

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Schneiderin

Schauen Sie, ist das nicht toll? Die Leute lechzen sich nach geistiger Beschäftigung!

Leopoldine:“Sie wollen gegen mich spielen? Aha, ein Selbstmörder!“

Das Schach hier am Tisch ist jeden Freitag und ich komme sehr gerne dazu und sehe mir das bunte Treiben an. Nicht nur, damit ich weiß, welcher Tag es ist, haha. Die Stimmung ist so schön hier. Es werden oft 3, 4 verschiedene Sprachen gleichzeitig gesprochen. Selbst die 2, die sich am Brett gegenüber sitzen, sprechen nicht immer die gleiche Sprache. Dann einigen sie sich auf Englisch oder nonverbal.

Ich habe in meinem Leben schon viele Sprachen gehört und einige gesprochen. Mein Mann und ich sind viel gereist und haben zeitweise im Ausland gewohnt. Zum Beispiel im schönen London und auch im lebendigen Amsterdam. Nein, Holländisch habe ich nicht gelernt, die Niederländer sprechen ja alle Englisch.

Naja, heutzutage bin ich froh, wenn mir mein Deutsch nicht abhanden kommt, haha. Schach ist eigentlich auch eine Sprache, finden Sie nicht? Früher habe ich gerne mit meinem Vater gespielt. Er wurde 1903 geboren, war ein starke Kaffeehausspieler und sehr geduldig mit mir.

Heute habe ich alles schon vergessen. Oder, warten Sie, die 2 Figuren sind doch gleich viel wert, nicht? Und diese hier heißt Läufer und fährt diagonal!

Wie bitte, Sie wollen gegen mich spielen? Aha, ein Selbstmörder!
Wer hätte das gedacht, ich spiele wieder Schach… und noch dazu mit so einem feschen Kerl.

Thomas aus Marchegg (A)

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Fotograf, Performer

Schach kreuzte, in Etappen aber hartnäckig, immer wieder meinen Weg.

Thomas meint: „Blitzen is a Bledsinn“

So mit 12 haben mehrere Menschen versucht mir das Spiel beizubringen, doch ich habe es nicht kapiert.

Mit 14 passierte der Unfall. Es war beim Holz machen. Ein Baum ist falsch umgeflogen und hat mich samt Stamm, den ich vor der Brust trug, umgehauen und auf die Erde gedrückt. Daher die Querschnittlähmung.

Ebenso mit 14 wurde im Internat eine Schachmeisterschaft ausgetragen. Chancenlos habe ich teilgenommen und bin, mehr oder weniger erwartungsgemäß, Letzter geworden. Das wollte ich so nicht auf mich sitzen lassen und habe ein Jahr lang geübt, bis mir der Knopf aufging. Ich verstand nun was der Spaß an dem Spiel war und konnte immer öfter gewinnen.

Als Student der Wirtschaftsinformatik spielte ich gerne mit einem burgenländischen Vereinsspieler und einige Jahre später entdeckte ich das Blitzen auf lichess für mich. Das kam durch die Weltmeisterschaft zwischen Viswanathan Anand und Magnus Carlsen. Blitzen, On- wie Offline, is eigentlich eh a Bledsinn. Besser immer gscheit nachdenken, sonst wird die Performance am Brett stets schlechter.

Apropos Performance: Seit 2018 spiele ich auch abseits des Schachbretts, nämlich im Stück „Every Body Electric“ von Doris Uhlich. Doch selbst das Theater ging mit Schach einher, denn mit dem Lichttechniker begann ich Fernschach zu spielen. In 2019 entdeckte ich Jan mit seinem Schachbrett auf der Mahü und Dich da, dort und in der Bücherei. Haha, keine Ruhe von dem depperten Spiel!

Ervin aus Želiezovce (SVK)

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Geophysiker

Ich beobachte sehr gerne. Ich gehe herum, mache Fotos und Gedichte.

Ervin im Baharat

Die Gedichte behalte ich für mich. Haha, wer sollte sie lesen, es gibt mehr Menschen die Gedichte schreiben, als Menschen die Gedichte lesen. Die Fotos bearbeite und teile ich gerne. Eindrücke gestalterisch verarbeiten, bereitet mir Freude.

Bei einer Schachpartie ist es ähnlich – Du spazierst hindurch, inspizierst, entdeckst, verarbeitest und suchst die kreativste Lösung. Wenn ich einen „nicht-kreativen-Tag“ habe, kann ich kein gutes Spiel komponieren.

Von 15 bis 29 Jahre habe ich gerne kompetitiv gespielt. Ich war im Schachclub und hatte mit 25 fast 1900 ELO. Heute spiele ich lediglich der Freude und der Freundschaft wegen. Ich rate allen, denen es ähnlich geht, zu den Veranstaltungen von Chess Unlimited zu kommen.

Ich bin slowakisch-ungarischer Herkunft, habe einen deutschen Namen und fühle mich spanisch, denn ich habe 19 Jahre auf Teneriffa gelebt. Unendlich viele Touristen haben sich von mir über die schöne kanarische Vulkaninsel führen lassen. Tausende spannende Gespräche habe ich geführt. Als Geophysiker redete ich freilich oft über die physische Beschaffenheit der Insel, als Mensch aber über alles Mögliche und Unmögliche.

Seit 2021 bin und fühle ich mich im kosmopolitischen Wien zu Hause. Jetzt spiele ich hier Schach, mache hier Fotos und esse liebend gerne Sachertorte. Drei gute Sachen, die aus Indien nach Wien gekommen sind? Yoga, Schach und Ingwertee!

Ahmet aus Gostivar (MKD)

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Händler

Wie Du siehst ist die Auswahl an Schachsets ein Moment in bisschen mager.

Ahmet in seinem Geschäft „Huqqa“

Zum Glück bekomme ich schon in zwei Wochen die neue Lieferung.

Alle Figuren, Bretter und Kassetten sind handgemacht, zirka ein Drittel der Sets sind nach meinen Vorgaben angefertigt. Ich mag es, wenn sich Geschichtliches in den Figuren widerspiegelt. Ägypter, Römer… Multi-Kulti aus der Antike. Außerdem schaue ich, dass es immer unterschiedliche Materialien gibt, wie Holz, Keramik, Metall oder Knochen.

Schach spielen habe ich von meiner Mutter gelernt. Sie war gut, ich war ein besserer Fußballspieler. Als 17-Jähriger habe ich in der 2. Bundesliga Nordmazedoniens gespielt. Meine Frau und ich lernten uns in unser Geburtsort Gostivar kennen und haben, bevor wir nach Wien kamen, 9 Jahre in Istanbul gewohnt. Dort absolvierte ich ein Tourismus Studium und betrieb danach 5 Jahre einen Großhandel.

Gemeinsam beschlossen wir für ein halbes Jahr nach Wien zu ziehen, probieren etwas aufzubauen. Das ist mittlerweile 10 Jahre her. Das Geschäft geht gut und ich freue mich über die großteils sehr lieben Menschen hier. 90% meiner Kunden sind Österreicher. Sie lieben meinen hocheleganten orientalischen Lampen und Spielsets!

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HUQQA Laden: Westbahnstraße 13a, 1070 Wien
HUQQA Stand: Im Sommer an den Afrika Tagen auf der Donauinsel und im Winter auf den Weihnachtsmärkten am Spittelberg, am Hof und Radhausplatz.

Michaela aus Wien (A)

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Destination Manager

Ich bin überzeugt, Menschen haben Brettspiele des Vergnügens wegen erfunden.

Michaela im Café Museum. Hinter ihr: Fotoausstellung „Geniales Schach im Café Museum 1980“ von Erich Reismann

Nachdem mein Opa starb, wurden die Familienbesuche bei der Oma noch schleppender als davor. Bis mir etwas wie in „Queen‘s Gambit“ passierte… Während so eines Familien-Sonntags setzte mich mein Onkel, analog zum Waisenhaus-Hausmeister Mr. Shaibel, an das schöne Schachbrett meines Opas.

Links das Brett von Michaelas Opa, rechts Beth und Mr. Shaibel in Netflix‘ Queen’s Gambit

Die Langeweile war verschwunden, die Nachmittage verwandelten sich in wunderbare Stunden voller Unterhaltung und angenehmen Zeitvertreibs.
Bis heute ist das Spiel ein feines Hobby geblieben, welches ich mal mehr, mal weniger ausübe, je nachdem wie ich dazu komme. In Paris zum Beispiel, wo ich von zirka Mitte zwanzig bis Mitte dreißig lebte, habe ich gern mit meinem Freund gespielt. Mir hat es (eine Spur mehr als ihm) getaugt, dass ich oft gewinne. Eigentlich ist doch er der Stratege, der Logikmensch!

Seit 2013 sind wir zurück in Wien und wie Du siehst, bleibe ich auch was Schach betrifft am Ball. Selbst mit der Kleinen als Kiebitz: Es ist immer ein entspannender Genuss!

Michaela mit Baby Perrine im Café Museum